Bitte entschuldigt die lange Pause. Im Krankenhaus war ich so voller Schmerzmittel, dass ich nicht schreiben konnte und danach musste ich den Schein waren, noch im Krankenhaus zu sein. Klingt vielleicht etwas bekloppt, aber ich wollte gern einige Freunde überraschen.
Über Pfingsten fahren wir traditionell mit der Mannschaft an den Strand. 5 Tage mit tollen Leuten, viel Spaß und feiern. Da wollte ich natürlich nicht fehlen. Es war eng, hat aber gepasst, denn 2 Tage vor unserer Abfahrt wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Das nenn ich timing! Und wie die Mädels geschaut haben, als ich am Treffpunkt aufgetaucht bin – unbezahlbar!!! Das möchte ich kurz nutzen, um mich einmal richtig zu bedanken. Ihr stärkt mir wahnsinnig den Rücken und helft mir damit, diesen ganzen Quatsch leicht zu nehmen. Vor allem dadurch, dass ihr mich einfach weiter so nehmt, wie ich bin. Und auch, weil ihr die richtigen kritischen Fragen stellt. DANKE & I love my Team!
Na, geklappt hat das aber nur, weil die OP und der Heilungsprozess so gut gelaufen sind, bzw. noch laufen. Meine Ärztin scheint sich selbst übertroffen zu haben. Denn mein Bein war so gut wie nicht geschwollen, die Naht ist jetzt schon ganz fein und Schmerzen gibt es auch keine. Jetzt bewundere nicht nur ich sie, sondern auch ein paar Physio-/Ergotherapeuten und mein Prothesenbauer. Der sagt, dass er in 30 Jahren im Job noch nie einen Stumpf gesehen hat, der 2 Wochen nach der Amputation so gut aussieht wie meiner. So etwas geht runter wie Öl! 🙂 Und stimmt mich umso optimistischer für die kommende Zeit.
Dieses gute Gefühl hat schon im Aufwachraum begonnen. Kurz vor der OP allerdings ging es mir das erste Mal seit der Entscheidung für eine Amputation wenig gut. Ich war an 2. Stelle im OP-Plan dran, also schon vormittags. Immerhin musste ich dann nicht so lange hungern. In der OP-Vorbereitung habe ich erst noch schön mit der Anästhesistin geplaudert und dann kam ihr Chef. Wir kennen uns bereits von den ganzen früheren OPs, er ist ein unendlich lieber Mensch. Wenn er da ist, kann sich glaube ich niemand mehr vor der Narkose fürchten. Er spricht dann mit einer ganz weichen Stimme, streichelt einem über die Wange und verbreitet einfach Wohlbehagen. Dieser Mann also kam rein und begrüßt mich. Er hätte gehört, wofür ich mich entschieden habe und bewundere die Entscheidung. Überhaupt bewundere er, wie tough ich in der ganzen Zeit nach meinem Unfall war. Bevor er mich dann endgültig schlafen geschickt hat, habe ich mir meinen linken Fuß noch einmal ganz genau angeschaut und mich von ihm verabschiedet. Und dann lag ich da in meinem OP-Hemdchen auf der schmalen, kühlen Liege und die Tränen rollten nur so aus meinen Augen. Was ist das auch für eine bekloppte Entscheidung sich den Fuß amputieren zu lassen???
Plötzlich habe ich schwer an meiner Entscheidung gezweifelt. Weniger daran, dass es für Bewegung besser ist, sondern vielmehr daran, dass ich das schaffe. Das war mein Moment der Schwäche. Ich habe mich selbst daran erinnert, warum ich dort liege und dann wurde ich weit weit weg geschickt. Etwa 4 Stunden vergingen ohne mein Zutun und ich öffnete meine Augen mal wieder im mir wohlbekannten Aufwachraum. Es hat auch seine Vorteile, sich in einem Krankenhaus gut auszukennen. Erst mal an die Decke starren, dann ein bisschen an die gegenüber liegende Wand und dabei diese Frage im Kopf: soll ich gucken, oder soll ich nicht? Ok, ich wage es. Tja, mit der Decke über den Beinen ist mir kaum aufgefallen, dass mein linkes Bein nun kürzer war. Aber unter die Decke gucken? Traue ich mich das? Das war der Moment, vor dem ich wirklich Angst hatte. Was, wenn ich einen riesigen Fehler gemacht habe? Was, wenn ich den Anblick nicht verkrafte? Was, wenn ich nicht klar komme?
So viele Gedanken. Völlig umsonst! Ich habe mich getraut und in die neue Leere geschaut. Am Oberschenkel runter, am Knie vorbei, Verband und Ende. Kein Fuß.
Mein erster Gedanke: Das war die richtige Entscheidung.
Wirklich ich habe mich gut gefühlt und wusste einfach, dass jetzt alles gut wird.
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