Seltener Moment

Alle paar Wochen gibt es diesen Moment der hemmungslosen Überforderung. Diesen Moment, in dem ich mich frage wie es wohl mit mir weiter gehen soll. Diesen Moment, in dem mir alles über den Kopf zu wachsen scheint. Diesen Moment, in dem ich mich frage, wie alle darauf kommen können, dass ich das hier einfach so schaffe.

Wie kommen denn die anderen darauf? Selbst wenn sie nur ein paar Minuten mit mir gesprochen haben. Kommen die Worte, die ich sage, wirklich aus eigener Überzeugung, oder weil ich weiß, dass andere genau das hören wollen? Wie kann es sein, dass jene, die ich für stark halte und die beschissene Situationen meistern, meinen, dass sie an mich und meine Eintstellung nicht heran reichen?

Wie lebt man ein Leben, das man nicht kennt? Wie lebt man ein Leben, das man niemals kennen lernen wollte? Wie lebt man ein Leben, das so nicht hätte kommen sollen?

Die Antwort darauf kenne ich nicht. Ich kann nur versuchen sie in (naher) Zukunft zu finden. Es sind aber diese Momente, alle paar Wochen, in denen ich meine, dass ich die Antwort, wenn überhaupt, nur ganz allein finden kann. Dass mir keiner helfen kann, egal wie sehr ich mir das wünsche und egal wie sehr andere sich das wüschen. Denn wirklich verstehen kann mich doch kaum jemand. Nachzuvollziehen, was in diesem Mensch so vorgeht, muss unmöglich sein. Schließlich verstehe ich mich selbst nicht immer.

Jetzt wieder ein Rückschlag. Den ich zwar nicht allein tragen muss, aber es ist doch irgendwie so. Meine Ärzte tun ihr bestes mich zu heilen, meine Familie tut ihr bestes mir unter die Arme zu greifen und meine Freunde tun ihr bestes mich  abzulenken. Dennoch bleiben diese Momente da. Sie bleiben da und füllen den Raum mit lauter Fragezeichen. Sie bleiben da und bilden eine schwere Last auf meinen Schultern, ziehen mich runter, lassen mich einsam fühlen. Und sobald ich wieder einen anderen Menschen sehe, mache ich wieder gute Mine zum bösen Spiel. Oder gehe ins Bett und nehme meine Gedanken mit den in Schlaf. Das kann ich nicht weiter empfehlen, aber so umgehe ich immerhin, dass andere sehen, wie ich mit mir selbst ringen muss. Manchmal. In diesen Momenten.

Immerhin kommen sie nicht oft. Alle paar Wochen ist doch wirklich etwas, was man aushalten kann. Dennoch gibt es sie und auch das sollte man wissen, wenn man vor der Entscheidung steht, ob man sich ein Körperteil amputieren lässt. Es gibt dann nicht nur gute Tage. Es gibt auch viel Mist, mit dem man für sich selbst klar kommen muss. Und ich glaube, diese Momente sollte man zulassen. Ich glaube man muss sich selbst eingestehen, verletzlich zu sein. So lernt man seine eigenen Grenzen kennen. So lerne ich meine eigenen und meine neuen Grenzen kennen. Und wenn ich diese kenne, dann kann ich auch wieder stark sein. Damit ich es wieder glaube und quasi fremde Menschen wieder sagen können: „Ich glaube fest, dass du das schaffst. Gar kein Zweifel!“


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