Und täglich grüßt das Murmeltier. Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich mal wieder in meinem Krankenhaus. Wenn ich mich nicht verzählt habe, bin ich jetzt zum neunten Mal stationär hier. Wenigstens diese Zahlenreihe möchte ich im einstelligen Bereich halten. Immerhin ist es auch bereits der vierte Anlauf für meine Reha.
Tatsächlich kommt mittlerweile ein Gefühl von zu Hause bei mir auf. Ich kenne die Flure auf denen man hier wandelt, kann Fremden die Richtung weisen und kenne jeden Ablauf wie aus dem FF. Einige der fleißigen Bienchen hier kommen zwischendurch zum Plaudern zu mir. Ich erfahre Wochen im Voraus, was hier so passieren wird und was daran wohl eher weniger durchdacht ist. Es könnte so schön sein, wäre dieser Ort kein Krankenhaus.
Allerdings gibt es einen neuen Rekord zu verzeichnen. Heute habe ich den 3. Therapietag in Reha verbracht und habe weder Schmerzen noch Blasen, auch die Prothese ist noch wo sie hingehört: am Bein. Komme ich nach einem Schwung Anwendungen wieder auf Station schallt mir schon die Frage entgegen: „Was strahlst du eigentlich so?“ Ich komme vom Sport. 20 Monate hat es nach dem Unfall gedauert, bis ich mich wieder länger als eine Stunde am Stück ohne Krücken (semi)sportlich betätigt habe. So anstrengend das Programm ist, so glücklich bin ich es durchziehen zu können. Natürlich ermahnen mich alle Ärzte und Therapeuten immer wieder nicht zu übertreiben und im Zweifel lieber eine Einheit auszulassen – die kennen mich einfach zu gut. In den nächsten Wochen wird es nicht das Problem sein mich zu motivieren; das Probelm wird eher sein mich von Pausen zu überzeugen. Nach dem ersten vollen Tag hier hätte ich vor Freude Sturzbäche heulen können.
Meine Herausforderung wird jetzt darin liegen, auf den Stumpf zu hören. Ihm eine Pause zu gönnen, wenn er eine braucht. In all der Euphorie nicht zu vergessen in mich hinein zu horchen. Meine Therapeuten sind eingenordet, sie wissen, dass ich nach der Reha wieder in den Sport einsteigen möchte. Jetzt muss ich sie nur noch erziehen, dass sie das machen, was ich an den Ärzten hier und den Therapeuten zu Hause schätze: Die Dinge beim Namen nennen und frei raus sagen, wenn etwas nicht perfekt ist.
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