#läuft – auch auf dem Fußballplatz

Zurück in der Heimat heißt für mich auch zurück im „normalen“ Leben. Und schwupps verlagert sich die Anstrengung wieder. So vergesse ich immer wieder, dass Kopfarbeit genauso ermüdend sein kann, wie Sport. Und diese Woche hatte wieder alles! Mein absolutes Highlight kam am Ende der Woche.

Bis dahin allerdings gab es einiges anderes ins Rollen zu bringen. Von vielen habe ich gehört, dass nach der Reha erst mal eine Anwendungspause entstanden ist, weil sich irgendein Glied in der Kette nicht so bewegte, wie es sollte. Das konnte ich also glücklicherweise im Vorhinein vermeiden. Wie auch vor der Reha rufen zu Hause Ergo– und Physiotherapie insgesamt knapp 5 Stunden in der Woche. Ich hatte früh genug mit allen telefoniert und konnte so unmittelbar anknüpfen. Und wie schön es doch ist die Therapeuten zu sehen, mit denen ich mittlerweile auch schon ein Jahr und teilweise mehr zu Gange bin und mit denen ich auch über mehr rede als Verletzungen, weil es einfach so gut harmoniert.

Die ersten Einheiten sind dann natürlich zum plaudern da und auch den aktuellen Behandlungsstand zu erkennen. Jetzt denke ich schon das gesamte Wochenende wieder an Jenny, weil mich immer wieder ein beharrlicher Muskelkater grüßt.

Davon ganz abgesehen bin ich im Kopf müde und könnte für zwei schlafen. Arbeiten und Uni stehen wieder auf dem Plan und fordern ihren Tribut. Gerade in den Vorlesungen heißt es zurück finden zur Konzentrationskondition. Es ist nicht ganz so schlimm, wie noch im November 2015, aber nach meinen sporadischen Besuchen dort gibt es viel aufzuholen. Und wieder stellte sich etwas dieses tolle Gefühl von damals ein: Normalität, Freude, Herausforderung.

Aber das schönste an meiner Woche war der Fußballplatz! Für einen seichten Einstieg in meinen Sport bin ich wieder Co-Trainer bei unseren B-Juniorinnen und damit zwei Abende pro Woche 90 Minuten auf dem Grün. Außerdem durfte ich eine Freundin vertreten und ihre U13 Mannschaft trainieren. Wie schön, nach 676 Tagen das erste Mal wieder Fußballschuhe anzuziehen und damit auch über den Platz zu gehen! Und weil ich dann natürlich nicht an mich halten kann, habe ich beim Abschlussspiel den Keeper gemacht und etwas gegen den Ball getreten. Ich war so sehr damit beschäftigt mich auf mein Laufen zu konzentrieren und unzufrieden zu sein, dass es einfach nicht so rund und flüssig ist, wie ich mir das vorstelle. So habe ich erst im Nachhinein begriffen wie toll es war, dass ich da tatsächlich gekickt habe!!!! Natürlich gab es die Quittung: schwere Beine. So ein Kunstrasenplatz ist weich und federnd, das ist ganz etwas anderes als das was ich gewohnt war. Je mehr Zeit ich aber auf diesem tollen Areal verbracht habe, umso besser wurde auch das.

Und am Freitag war es soweit: mein großer Tag. Training! So richtig mit meinen Mädels über den Platz flitzen und den Ball hin und her scheuchen, um ihn schließlich ins Netz zu ballern. Klasse, Hammer, toll, grandios. Unwillkürlich musste ich dauergrinsen. Jedenfalls bis mir die Puste ausging und ich für neuen Sauerstoff in meinen Lungen sorgen musste. 20 Minuten konnte ich tatsächlich laufen und spielen, bis ich freiwillig zum Torwart wurde. Zwar fühlte es sich natürlich noch nicht rund an und das war mir bewusst, aber es ging und hat mir deutlich gezeigt, dass mein Ziel erreichbar ist!

Das Feedback der anderen war auch phänomenal. Man hätte nicht gesehen, was da Sache ist und ich mit Unterschenkelprothese Fußball spiele. „Du konntest ja alles!“. Lange Pässe, Flanken, sogar Pässe mit links (meiner Prothesenseite). Wer mich kennt, weiß, dass ich das etwas anders sehe, da ist noch Luft nach oben. Runder laufen, sicherer Stehen und vor allem blitzschnelle Richtungswechsel – wenn ich gerade auf der Prothese stehe, kann ich die Bewegungsrichtung nur schwerfällig ändern. Noch.

Was zählt ist doch: Fußballspielen geht auch mit Prothese! An den Feinheiten wird jetzt gearbeitet. Und noch etwas: Einbeinige kann man nicht tunneln.

Dieses Wochenende bin ich der glücklichste Mensch auf diesem Planeten!

🙂

 


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