Lachgeschichten II

Lachen ist gesund! Seit der Amputation sind mir immer wieder witzige Dinge bei Begegnungen mit anderen Menschen passiert. Ein paar davon möchte ich euch nicht vorenthalten. Kopfkino gern einschalten!

Während einer meiner wiederholten Belastungsverbotsphasen krückelte ich ohne Prothese durchs Städtchen. Auf dem Weg zum Auto komme ich an eine rote Fußgängerampel und bleibe brav stehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht ein Mann höheren Alters am Rollator in Begleitung seiner Tochter. Die beiden unterhalten sich und schauen immer wieder auf die Ampel. Diese stellt auf grün um und wir drei gehen los. Beim Überqueren sehen sie mich an und die Tochter sagt zu ihm: „Und du sagst, DU könntest schlecht laufen!“

Szenenwechsel: eine volle Straßenbahn.
Ich darf belasten und sitze mit Prothese, langer Hose und Krücken in der Bahn parallel zur Fahrtrichtung. Je näher wir dem Stadtzentrum kommen, umso voller wird auch die Bahn. Irgendwann steigt u. a. eine ältere Dame mit Rollator dazu. Ein paar Fahrgäste bieten ihr einen Sitzplatz an, sie jedoch lehnt lachend ab: “ Ich hab meinen Sitzplatz hier dabei. Ich fahr nicht weit mit.“ Diese Aussage nimmt die Frau auf dem Platz neben mir auf und blickt mich an: „Wann müssen Sie denn raus? Ist ja schon voll, dann bahne ich Ihnen einen Weg.“ Das fand ich wirklich zuvorkommend, weil ich aber ja viel Übung im Krückenlaufen habe und an einer Haltestelle raus wollte, an der die Bahn erfahrungsgemäß sehr leer wird, lehnte ich dankend ab. Daraufhin sie nervös lachend: „Na, der Fuß ist ja auch noch dran.“ Knapp daneben. Meine Antwort kam prompt und trocken: „Nö, isser nicht.“ Ich musste dann aufstehen und gehen. Konnte noch mitbekommen, wie sie sich direkt zu ihrer Freundin umdrehte. Geglaubt hat sie mir nicht.

Szenenwechsel: Treppenhaus eines Vereinsheims am Fußballplatz.
Die Stützen bin ich los, draußen ist es warm, ich bin in kurzer Hose unterwegs. Die Halbzeitpause muss genutzt werden, also gehe ich zur Toilette, die im ersten Stock liegt. Auf dem Rückweg kommt aus dem Schankraum ein kleiner Junge. Wir kommen zeitgleich zur Treppe und er geht jede Stufe mit mir herunter. Ich war noch nicht so fit und ging im Nachstellschritt. Das machte er immer schön mit und beobachtete dabei ganz genau die Prothese. 5 Stufen vor dem Ende schaut er mit großen Augen zu mir hoch und fragt: „Hat dich da jemand volle Kanone weggegrätscht?“
Bevor ich mich vor Lachen gekrümmt habe (und bald die letzten Stufen runtergesegelt wäre) konnte ich ihm versichern, dass das nicht vom Fußball kam. Sichtlich erleichtert sprang er die letzten Stufen runter und rannte zu seinen Freunden zum kicken. In seinem Gesicht stand geschrieben: Puh, dann kann ich ja doch weiter spielen.

Szenenwechsel: Einkaufsstraße.
Ich fahre mit offenem Verdeck durch die Einkaufszeile, auf der Suche nach einem Parkplatz. Alles voll, nix zu erspähen. Dann doch, genau eine Lücke! Behindertenparkplatz. Ich halte also darauf zu. Ein paar Leute mittleren Alters stehen darauf. Ich setze den Blinker, schlage ein und will sie gerade freundlich bitten doch auf Seite zu gehen, da guckt eine der Frauen mich entsetzt an: „Das ist ein Behindertenparkplatz!“
Den Kommentar: „Behinderte dürfen also weder jung sein, noch Cabrio fahren?“, habe ich mir verkniffen. Stattdessen freundlich gelächelt: „Ich weiß.“ Danach bin ich in meiner kurzen Sporthose ausgestiegen und an ihr vorbei gegangen. Sie hat mich nicht mehr angeschaut. Vielleicht antworte ich beim nächsten Mal, dass ich zum Glück ja nicht auch noch eine Sehbehinderung hätte. 😉


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar