Kleine Prothesenkunde II

So ein neues Jahr ist gerade zu Beginn mit lauter guten Vorsätzen gefüllt. Mehr Sport, weniger Essen, mehr Zeit für die Familie, weniger Zigaretten, sich weiterbilden – diese allgemeine Liste könnte ich noch ewig fortführen. Zum letzten Punkt kann dieser Beitrag eventuell wieder Beitragen.

Regelmäßige Leser haben bereits einen kleinen Einblick in die Teile und Funktionsweise einer Unterschenkelprothese gewonnen. Die Kleine Prothesenkunde wird hier fortgesetzt.

So ein Prothesenfuß besteht aus einer speziellen Feder aus Karbon.

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Je nach Fabrikat sind sie weicher oder härter und auch unterschiedlich geformt. Dieser hier ist ein ottobock 1C30 Trias. Mit ihm habe ich meine ersten Schritte gemacht.

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ottobock Trias ohne Kosmetik

So nackt allerdings wäre ein Prothesenfuß doch etwas anfälliger und auch schwer in einen Schuh zu stecken. Daher gibt es noch eine Art Verkleidung: die Kosmetik. Sie bringt eine normale Fußform mit. Es gibt Varianten, bei denen der große Zeh etwas vom zweiten getrennt ist, falls man Wert darauf legt Flipflops oder dergleichen zu tragen. Bei manchen darf man gar die Zehennägel lackieren.

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Fußkosmetik

Detaillierte Infos meinerseits zu den Prothesenfüßen auf den Bildern habe ich bereits verfasst.

Bekommt ein Prothesenträger eine neue Prothese, wird zunächst vom Stumpf ein Gipsabdruck gemacht. Dieser dient dann als Vorlage, zunächst für den Interimsschaft. Er wird aus Plastik geformt und ist durchsichtig.

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der durchsichtige Interimsschaft

So kann der Prothesenbauer von außen erkennen, wo es hapert. Natürlich gehören zu einer guten Prothese immer zwei Personen: der Prothesenbauer und der Prothesenträger. Weil ich normal aber nicht kann, habe ich auch hier nicht nur Karsten, sondern auch Elli mit im Boot. Sie lernt noch, passt aber hervorragend in mein Team!

Solche ein Plastikschaft hat außer der „Farbe“ noch einen weiteren Vorteil. Er ist leicht zu bearbeiten. Man kann ihn mit einem Fön erwärmen und dann leicht umformen, sodass er wirklich haargenau sitzt. Auch abfräsen und das glatt polieren der Kanten geht flott. Gerade am Anfang eines Prothesenschaftlebens gibt es vermehrt Änderungen, denn hat man eine Stelle bearbeitet, kann das Auswirkungen auf bis dahin einwandfreie Stellen haben. Der Interimsschaft ist etwas schwerer als die spätere Karbonvariante und auch schneller kaputt zu bekommen – nicht, dass ich das schon ausprobiert hätte.

Ende September gab es für mich wieder eine neue Prothese. Dieses Mal mit einem Vakuumsystem. Sie hält jetzt nicht mehr mit dieser Schraube, sondern über einen Unterdruck. Im Dynamic Vacuum System von ottobock sitzt ein kleiner Zylinder am unteren Ende des Schafts und saugt die Luft raus. Oben wird der Schaft über eine Kniekappe abgeschlossen. Das ist eine Art Schlauch aus Silikon, der dann am Oberschenkel und auf dem Schaft luftdicht abschließt. Schwupp – die Prothese hält am Bein. Ganz ohne  Schrauben oder Strom (gibt es auch, hatte ich noch nicht).

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Kniekappe

Der Zylinder arbeitet nur, wenn man die Prothese trägt. Ganz unten im Schaft ist ein Ventil, auf dem magnetische Plättchen sitzen. Am Ende des Liners ist ein Metallnippel. Trifft er auf die Plättchen kann die Luft raus.

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Mittig die Plättchen für den Kontakt zwischen Liner und Zylinder

Wenn die Luft heraus gezogen wird, kann man tatsächlich auch ein leises Pfft hören. Vor allem, wenn man die Prothese mehr belastet. Ist die Luft raus, hört auch das Geräusch beim Gehen auf. Tut es das nicht, sitzt der Liner nicht ganz richtig. Da hilft nur eins: Ausziehen und neu machen. Ich hatte auch Tage, da brauchte ich fünf oder mehr Versuche und bis zu 20 Minuten bis alles einwandfrei stimmte. Mit der Zeit wird man aber besser. Übung macht eben den Meister.

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