Ooh – Oktober ohne

Es ist etwas beinahe Unglaubliches passiert.

Diese Ankündigung klingt als, würde jetzt etwas unglaublicheres folgen, als es der Fall ist.

Jedenfalls ist heute der 1. November. Was heißt das?
Gestern war Halloween.
Gestern war Reformationstag.
Heute ist Allerheiligen.
Der Monat Oktober ist vorbei.
Soviel ist sicherlich jedem bekannt. Aber das heißt auch, dass ich jetzt das erste Mal seit meinem Unfall einen ganzen Kalendermonat lang weder zwei noch einen Fuß in mein Krankenhaus gesetzt habe! Nicht mal für einen Sprechstundentermin. Es scheint ganz so, als würde ich mich langsam da abnabeln. Und das ist gut so!

Wenn auch ungewohnt. Aus meinem Kopf ist es aber nicht raus, schließlich fahre ich zur Reha nochmal hin. Und auch die Medienwelt hat gestern dazu beigetragen, dass ich es nicht zu früh vergesse. Denn es flimmerte mir ein Bericht mit dem Titel „Was kann rekonstruktive Medizin leisten?“ über die Mattscheibe. Und das ist ja genau mein Bereich. Schließlich ging es nach meinem Unfall nicht direkt zur Amputation. Der Weg dahin war etwas länger und führte mich mit den Lappenplastiken über die rekonstruktive Chirurgie.

Die rekonstruktive Chirurgie ist ein Gebiet der plastischen Chirurgie. Die meisten denken dabei vermutlich an Brustvergrößerungen und Nasenkorrekturen. Genau genommen gehört das aber in die ästhetische Chirurgie, die auch ein Teil der plastischen Chirurgie ist. In der rekonstruktiven Chirurgie geht es darum, zu rekonstruieren, also Defekte zu korrigieren und einen Zustand wieder herzustellen, der dem „Normalzustand“ möglichst nahe kommt. Dies kann nach einer Tumoroperation oder bei einer angeborenen Fehlbildung der Fall sein, oder z. B. auch nach einem Unfall. Behandelt werden hierbei die Haut, Weichteile, Muskeln, Sehnen, Knochen, Knorpel, Nerven und vielleicht noch das ein oder andere Andere.

In meinem konkreten Fall ging es nicht nur um ein oder zwei dieser Teile, sondern direkt um alle. Ich hatte im Grunde ein großes Loch im Fuß. Es war allerdings zu groß, als das das Wunderwerk Körper es von allein hätte zuwachsen lassen können. Zum „Stopfen“ hat man mir einen Muskel auf die beschädigte Stelle transplantiert. Und zwar zunächst so, wie es in dem Video ab Minute 14 zu sehen ist. (Keine Angst, das Video ist wirklich nicht ekelhaft und ganz harmlos!)

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Das graugefärbte Stück Muskel wird entnommen, weil es beschädigt ist.
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Aus dem Oberschenkel wird gesunder Muskel entfernt…
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… und ersetzt den Defekt.
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Wieder zunähen. Fertig. So jedenfalls die starke Vereinfachung.

Mit dem Ergebnis solch einer Lappentransplantation habe ich ein halbes Jahr gelebt. Dass es letztendlich zu einer Amputation kam, lag nicht am Versagen dieser Technik.

Aber das macht deutlich, warum ich den Beitrag mit großem Interesse geschaut habe. Und ich fand ihn interessant und kann ihn nur empfehlen. Das Magazin geht auch darauf ein, dass man heutztage auch Ohren wiederherstellen oder sogar Hände (wieder) ansetzen kann. „Was kann die rekonstruktive Medizin leisten?“ Sehr viel. Vor allem, kann sie Menschen, die beinahe die Hoffnung verloren haben, wieder Lebensmut verleihen. Und das ist doch unbezahlbar.

 

 

 

 

Ich lege euch also die Folge „Was kann rekonstruktive Medizin leisten“ aus dem Xenius Magazin auf arte ans Herz. Es sind meines Erachtens gut investierte 26 Minuten. Das Video ist noch bis zum 26.01.2017 online verfügbar.
Die Bilder sind Screenshots aus dem Film.

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